Peter:
.... "principals of education in a
modern society", und der zweite Punkt,
"principals of education in
contemporary art", aber das kann man zusammennehmen, oder?
Marlene:
An und für sich schon, ja. Nur die Frage stellt sich, wie du dir es
vorsstellst, beziehungsweise auch, wie sich das Bild vielleicht für dich
gewandelt hat über die Jahre, in denen du unterrichtet hast, beziehungsweise mit
welchem Zugang du begonnen hast.
Peter:
()
Also ich glaube zu diesen beiden Punkten,
dieses "principals of education in
a modern society" oder "in
contemporary art", glaub ich daß - also ich glaube, daß es einen Aspekt
gibt, der kontinuierlich ist, der zeitunabhängig ist von der Vorgangsweise, also ich glaube
es gibt tatsächlich so Aspekte, die sehr universellen Charakter haben oder
beschränkt von einem bestimmten Zeitpunkt abhängig sich verändern.
Und dann gibt es Aspekte, wie eben Technologie und bestimmte soziopolitische
Verschiebungen, Aspekte, die auch daraus resultieren, wo es dann sehr wohl die
Notwendigkeit gibt zu modifizieren oder anders darzulegen.
Marlene:
()
Und was sind die gleichbleibenden Dinge
meinst du?
Peter:
()
Ich glaub so eine Konstante ist
wahrscheinlich, daß - also etwas ganz zentrales von Kunstschulen ist
wahrscheinlich rauszukriegen, möglichst schnell, was sozusagen diese individuellen
Ansatzpunkte einer jeweiligen künstlerischen Position sind. Also das
heißt ich gehe ja nicht davon aus, wenn man mit zehn oder fünfzehn
Leuten arbeitet, daß es irgendwie ein Programm gibt, das für alle
gleich Sinn macht, sondern - so wie wir das an der Schule gemacht haben, ist es eben so
ein Patch work, also wo man eben versucht erstens dieses Spektrum immer sehr
weit zu halten. Als einfaches Beispiel wo das im Medienbereich war, war es
wichtig auch Maler und Farben in der Klasse zu haben, weil das sozusagen
eine andere Perspektive einführt. Also das scheint mir etwas ganz
grundlegendes zu sein, daß man das Ganze so hält, das es ein möglichst
weites Spektrum ist, das nahezu alles Platz hat, was denkbar oder machbar ist, und, daß man
versucht möglichst schnell für die einzelnen Künstlerinnen oder Künstler
unterstützend irgendetwas beizutragen, daß sie herausfinden
was sie wollen, was die eigene Identität ausmachen könnte.
Marlene:
(3:17)
Und das sind die Dinge, die, meinst du,
gleichbleibenden über die Zeit? Das heißt die Unterstützung von
Personen auf ihrem Weg, oder gibts noch -
Peter:
(3:32)
Einfach rauszukriegen, was der individuelle
Ansatz ist, im Gegensatz zu einem Programm, das sozusagen außerhalb
ist, und das zu vermitteln wäre, ist die Überlegung eher in
die Richtung, daß man
rauskriegen muß, was sind die individuellen Perspektiven. (3:58)Und das ändert
sich natürlich durch die Personen, mit denen man zutun hat. Aber ich
glaube das ist auch so ein Element, daß man jetzt auch
retrospektiv an wichtigen Kunstschulen immer beobachten konnte. Also ich glaub, daß so
etwas wie das Blackmountain College in die Richtung strukturiert
war.(4:24) Oder - es gab ja so ein Gespräch mit Baldessari
und dem Mike Kelly, und was die erzählt haben ist entscheidend. Also das war jetzt in Cal
Arts in den frühen 1970er Jahren, das ist wahrscheinlich in der Zeit die
wichtigste Schule in den USA.
Marlene:
(4:41)
Und hast du mit dem Ansatz schon begonnen,
oder weshalb hast du eigentlich zu Unterrichten begonnen?
Peter:
(4:48)
Zum ersten Mal unterricht hab ich
eigentlich relativ jung, das war 1987, da war ich 27 (Jahre alt), und das war
aufgrund einer Einladung von Thomas Bayerle. (5:00) Der Thomas hat damals in
Frankfurt unterrichtet, und der hat so ein Forschungssemester genommen in San
Francisco, und hat mich gefragt, ob ich die Klasse für ein halbes Jahr übernehme.
(5:16) Jetzt bin ich nach Frankfurt und der Thomas hat irgendwie gleich
gesagt, mach du das. (5:24) Auf jeden Fall war das interessante war
eben, ich hatte überhaupt keine Ahnung, was ich dort machen soll. (5:30)
Und bin da im Herbst aufgetaucht ohne jetzt wirklich einen Plan, wie das zu
strukturieren wäre, oder wie das zu machen wäre. (5:41) Aber das
spezielle an der Situation damals war, daß die Leute, die dort studiert haben, die
waren, also viele waren gleich alt oder ein bischen älter als ich, und
dadurch war das eine Relation, die auf der selben Ebene funktioniert, also das war
keine hierarchische Struktur und das hat irgendwie sehr geholfen.
Marlene:
(6:08)
Und was habt ihr dann gemacht?
Peter:
(6:09)
Als erstes haben wir die Klasse ausgemalt,
so eine gute kollektive Aktivität um so eine Basis zu schaffen. (6:27) Und
dann ist es eh sehr stark in die Richtung gegangen, daß man über Gespräche
versucht hat zu analysieren, was die einzelnen Leute machen.
Marlene:
(6:36)
In der Gruppe?
Peter:
(6:37)
In der Gruppe. Also beides. Aber wichtig
ist schon diese Gruppengeschichte, weil wenn du so stark auf individuelle
Positionen setzt, ist eigentlich das kolliktive Gespräch das einzige, wo
man sich zusammenschließt, wo alle partizipieren, wo auch gegensätzliche
Standpunkte besprochen werden. (7:05) Und der Thomas ist dann früher zurückgekommen
und hat dann auch mitgemacht, und das war für mich dann - da
habe ich wieder viel gelernt, bei Thomas. Eine sehr feine Nase hat er gehabt.
Marlene:
(7:26)
Nach Frankfurt bist du direkt nach Wien
gekommen zum unterrichten oder erst später?
Peter:
(7:30)
Nein es war zehn Jahre Pause fast, nein
stimmt gar nicht fünf Jahre Pause.
Marlene:
(7:38)
Und wieso hast du dich entschlossen, oder
wie kam das überhaupt, daß du in Wien unterrichtet hast?
Peter:
(7:42)
Na ich hab das schon gerne gemacht in
Frankfurt. Und dadurch, daß meine Erfahrung mit der Akademie damals als
Studierender so eine zwiespältige war, war das immer ein Bereich, der mich
interessiert hat, und wo man darüber nachgedacht hat, wie man das anders machen kann,
wie man das anders strukturieren kann. (8:10) Also ich glaube
auch, daß Kunstschulen eine Funktion haben. (8:17) Damals, wie ich aus
der Akademie rausgeflogen bin, war ich immer ein bischen...- also für meine
Kollegen damals war das einfach, die hatten ihren Platz ihre Zeit
um ihre Dinge zu machen. (8:36) Ich mußte jobben, um über
Wasser zu bleiben, das war so ein bischen schmerzhaft als Erfahrung, geleichzeitig
war es auch so das Realprogramm, gleichzeitig mußte man so irgendwie
dran bleiben, weil sonst...
Marlene:
(9:02)
Wie wäre eine Schule
strukturiert?
Peter:
(9:12)
Ich glaub - eine wichtige Geschichte ist
glaube ich schon starke Persänlichkeiten, die das
ganze tragen, die in den einzelnen Bereichen tätig sind, und paralell dazu brauchst du dann
doch einen theoretischen Apparat, wo jetzt einfach alles von vermittelt wird,
was jetzt anderwärtig diskutiert wird: soziologisch, kunsthistorisch,
politisch, was auch immer. (9:57) das finde ich beispielsweise eine Schwachstelle
an der Akademie, daß es da nie etwas gab, daß so ein basiswissen
gefördert wird.
Marlene:
(10:11)
Gab es nicht, gibt es aber jetzt.
Peter:
(10:17)
Aber das war eben, was gefehlt hat, einfach
so ganz grundlegende Dinge, um die man nicht herum kommt. Es gibt einfach so
bestimmte Bereiche, mit denen man vertraut sein muß, sonst
entwickelt sich das Gespräch äußerst umständlich.
Marlene:
(10:46)
Ja das, glaub ich, gibt es ja mitlerweile.
(10:48) Die Frage ist dann auch, wie das Verhältnis ist. Der
Aufbau von diesem Hintergrundapparat oder Hintergrundwissen und sich dieses aneignen,
und das Verhältnis zur Praxis, und die eigene Position daraus entwickeln.
Peter:
(11:04)
Von der Zeiteinteilung her?
Marlene:
(11:06)
Zum Beispiel. (11:12)Wobei sich das
wahrscheinlich auch jeder selber raussucht.
Peter:
(11: 14)
Eben das ist der Punkt. Das ist eben die
Frage, inwieweit das überhaupt so strukturierbar ist?
Marlene:
(11:22)
Das ist die Frage, ob jetzt schon zu viele
Stunden vorgegeben sind, die man absolvieren muß? (11:28) So wie es
jetzt ist kann man Gewichte legen ob eher in der Theorie oder im praktischen Bereich.
Ich glaube aber schon, daß es insgesamt immer mehr in so eine verschulte
Richtung dann auch geht, wo genau eine fixe Stundenanzahl festgelegt ist. (11:43)
Sicher auch im Hinblick auf Verwertbarkeit nach dem Studium, daß man
einmal alles gemacht hat; und sich denkt, daß ein Großteil der
Leute angeblich ohnehin nicht in der Kunst weiter arbeitet, sondern in anverwandten Gebieten.
Peter:
(12:00)
Wogegen nichts zu sagen ist, problematisch
ist, wenn man das zum Programm macht
Marlene:
(12:06)
Und das ist es jetzt aber glaube ich, es
geht schon auch in die Richtung.
Peter:
(12:12)
Man vereinfacht bei der Diskusion in die
Richtung, daß man das alte europäische akademische
Modell in ein Verhältnis setzt zu den Unterrichtsstrukturen im englischsprachigen
Raum. (12:30) Und die Diskussion ist sehr verkürzt
eigentlich, weil wenn man sich die guten Schulen in den USA ansieht, wie
dieses Beispiel Cal Arts, dann ist klar die die Strukturen haben Bachelor und
Master und so weiter. Aber wenn du mit Leuten sprichst, wie der Unterricht
war, war das absulut das europäische Modell.
Marlene:
(12:48)
Ich glaube auch, daß diese Struktur
Bachelor und Master relativ irrelevant ist, ob man die jetzt anwendet oder nicht
anwendet, ich glaube es geht darum, wie man sie füllt und
mit welchem Grundgedanken.
Peter:
(13:00)
Also ich meine, an der Akademie war es
glaube ich für viele, die dort zu studieren begonnen haben ein Problem, daß sie
nach der Schule an der Akademie in einen Bereich kommen, wo ihnen
nicht gesagt wurde: mach das oder mach das, und die dadurch im ersten halben
Jahr oder sogar im ersten Jahr verloren waren, wo sie nicht wußten, was
sie machen sollen.
Marlene:
(13:25)
Oder wie überhaupt anfangen.
Peter:
(13:29)
Und das war so eine Krisenzeit, und bei den
meisten war es, glaube ich, aber dann doch so, daß es zu einem selbständigen
Denken geführt hat, wo man draufgekommen ist, wenn man es nicht selber
macht, dann macht man es überhaupt nicht. (13:45) Und das ist ja etwas ganz Zentrales, wenn du
Kunst machst. Das ist ja eine Tätigkeit,
wo dir nie jemand sagt, mach das oder mach das. (13:53)Das ist der unterschied zu
einem andern Job. (13:54)Sondern es ist einfach irgendetwas, wo du
entscheiden mußt, es geht in die Richtung, oder in die, oder in gar keine.
Marlene:
(14:05)
Wobei sich schon die Frage stellt. Ich
hatte ja den Vorteil, daß ich England so einen Foundation Course gemacht habe in
der Kunst. (14:14) Der war aber trotzdem verdammt wichtig. Ich habe davor
ja gemalen und gezeichnet und war überzeugt, daß ich malen werde. (14:20)Und nach dem einen Jahr, wo man alles durchprobiert hat -innerhalb von zwei
Monaten hat sich das alles gewandelt. (14:28)Und dieses eine Jahr war recht
schulisch strukturiert. Da ist man das alles durchgegangen und konnte sich dann
nach drei Monaten entscheiden, wo man jetzt einmal den Rest des Jahres
weiterarbeitet, in welche Richtung. (14:41) Nach dem Jahr haben recht viele
gewußt, erstens ob sie es überhaupt noch weitermachen wollen, und auch in
welche Richtung es gehen könnte. Und das war aber recht klar strukturiert,
und auch mit vielen so Arbeitsbesprechungen. (16:58) Pflicht war
nur du machst es zwei Wochen am Anfang mal jeden Bereich und dann gibt es
einmal Besprechungen darüber, was passiert ist, und da gab es echt extrem
harte Kritiken, da ist man oft heim gegengen, und sich gedacht hat, ich höre auf,
warum mache ich das überhaupt. (15:17) Aber ich denke das immer noch, daß das als
Grundstruktur auch für ein System, wo ohnehin die Aufnahmeprüfung da
ist nicht schlecht wäre, als Zwischenstadium nach der Schule, denn was
in der Schule an Kunstbegriffen mitgegeben wird ist ja sowieso nicht sehr
zeitgemäß.
Peter:
(15:33)
Ich glaube auch, daß das auch paralell
existiern kann. Also Beispielsweise, wie du dann zu uns an die Akademie gekommen
bist, hast du genau den Aspekt sehr oft thematisiert. (15:47) Wir haben
das ja auch sehr oft darüber besprochen, dieses Modell versus eines
anderen Modells. Das paralell zu fahren, ich glaube auch das das geht.
Marlene:
(15:59)
Da war auch der Vorteil, daß wir
viele Tutoren hatten, es gab nicht ein paar Professoren. (16:10) Man hatte einen
Personal Tutor, den hat man sich ausgesucht, aber die anderen waren auch da,
also man hat eigentlich kontinuierlich Gespräche mit
mehreren Leuten gehabt, das war in der Struktur schon verankert. (16:22) Während es
an der Akademie mit dem Klassending doch immer noch mehr verankert ist, daß man
meistens zu einer Person geht und sich die Meinung holt, das ist das, was ich
immer kritisiert habe, weil ich denke man kann in einen Bereich haben und
so etwas wie einen Personal Tutor haben, aber es sollte so sein, daß man
sich viel mehr Meinungen holen kann, und das könnte eine Struktur
ja auch unterstützen.
Peter:
(16:42)
Ja vor allem dieser einen Person geht ja früher oder
später die Luft aus. Irgendwann hast einmal alle Geschichten erzählt, die
zu erzählen sind, wie man weiß.
16:51 Coca Cola break
Peter:
(16:53)
"The proportion of practical and
theoretical education".
Marlene:
(16:55)
Das haben wir jetzt ohnehin schon.
Peter:
(16:58)
Genau. Ich denke es gibt Paralellen, ich
glaube es ist nicht das eine versus das andere ist, sondern es -
Marlene:
(17:06)
Das glaube ich auch gar nicht. Ich glaube
nur, daß eine Struktur, aber das war ja auch mein ÖH (das ist die Österreichische
HochschülerInnenschaft = Studentenvertretung= Student Union) Denken,
daß man das in die Köpfe der Leute bringen kann, (17:15) auch selbst in
einer Akademie mit dem Klassensystem, das es offiziell nicht mehr
gibt, aber alle haben es ganz einfach fortgetragen. (17:22) Das man
selbst da hätte mehr fördern können, daß die Bereiche sich viel mehr befruchten.
(17:31) Also wir hatten einmal eine Besprechung, wo der Heimo Zobernig da
war und seine Studierenden, das war eine super Arbeitsbesprechung.
Peter:
(17:38)
Das war nach der Biennale.
Marlene:
(17:43)
Wenn man einmal zwei Lehrer, die man sonst
einzeln kennt nebeneinander hat, und von beiden genau das entgegengesetzte
gehört hat. Und das ist ein verdammt gutes Ding. Vor allem wenn man
gerade von der Schule kommt oder so, "aha, die Wahrheit gibt es jetzt
ohnehin einmal nicht so". (17:58) Ich meine das eher, wie man in diesen Strukturen fährt, daß man
sich da so Grundsätze formen könnte, auch gemeinsam
mit den anderen Lehrenden.
Peter:
(18:14)
Man könnte nochmal auf den
ersten Punkt eingehen. Wir haben darüber gesprochen, was die kontinuierlichen
Elemente sind, aber es gibt natürlich eben auch diese Dinge die sich verschieben.
(18:33) Also Kommunikationstechnik, durch Medien, - aber
- das sind dann wahrscheinlich Gemeinplätze auf die man da
kommt, das ist eh klar, daß das immer am aktuellsten Level sein müßte.
Marlene:
(18:59)
Was dann tatsächlich ja nicht der
Fall ist.
Peter:
(19:02)
Was nahezu nirgends der Fall ist. (19:04)
Ich meine da gibts - das ist vielleicht eine interessante Problematik,
das Verhältnis von -unter Anführungszeichen- Neuen
Medien zu den klassischen künstlerischen Medien. (19:17) Bei vielen Kunstschulen ist es ja
dann so strukturiert, daß es dann getrennte Bereiche sind. (19:24) Das gilt
sowohl für Schulen, gilt aber auch für Institutionen, also für
Festivals und so weiter.
Marlene:
(19:32)
Wie meinst du, getrennte Bereiche?
Peter:
(19:33)
Zum Beispiel dieses Ars Elektronika
Festival fokussiert eben ganz dezitiert auf diesen Medienbereich, aber behandelt
das ganze so als Insel, die mehr oder weniger losgelöst ist von dem, was
sonst im Kunstbereich diskutiert wird. (19:53) Und das gilt auch für die
meisten Medienklassen an Kunstschulen, daß das so ein eigenes
Biotop ist mit eigenem Diskurs, mit eigenen theoretischen Rahmenbedingungen.
Und das halte ich für sehr unproduktiv.
Marlene:
(20:17)
Wobei da dann vielleicht oft auch andere
Diskurse relevanter sind?
Peter:
(20:25)
Gegen Diskurse als solche ist nichts zu
sagen. Was mir fehlt ist die Überprüfung anhand anderer Phänomene, das ins Verhältnissetzen.
(20:38) Ich gehe einmal davon aus, daß du
eigentlich nahezu jede künstlerische Außerung mit jeder anderen ins Verhälnis
setzen kannst, ganz egal, ob das eine Handzeichnung ist, oder ein Video oder
irgendetwas anderes.
Marlene:
(21:02)
Im Endeffekt stellt sich dann die Frage, ob
man überhaupt an Kunstschulen die
Bereiche so getrennt haben sollte, so daß jemand für Neue
Medien, Fotographie oder Film zuständig ist?
Peter:
(21:14)
Doch ich glaube schon, daß es Sinn
macht Schwerpunkte zu setzen, es muß nur durchlässig sein, und ich
meine Spezialisieren ist gut, es muß nur vernetzt sein. Es muß immer das eine mit
dem anderen, da muß immer ein Tunnel oder ein Kanal offen bleiben.
Peter:
(21:38)
Nummer sechs, "the competence expected
from graduates of art specialised educational institutions"?
Marlene:
(21:47)
Das geht auch in eine Richtung, daß das
dann -
Peter:
(21:54)
- Das müssend dann die
UniversalistInnen und Universalisten sein, nicht?
Marlene:
(21:59)
So auf die Art , ja. - (22:07) Daß das auch Sinn macht, von staatlicher Seite Geld in diese Institutionen zu
stecken, daß sie dann die Kompetenzen sehen wollen, die rauskommen. Und das es
zur Zeit eben um Profilierung geht.
Peter:
(22:28)
Also ich würde sagen, wenn das
eine gute Kunstausbildung ist, dann ist das ohnehin mit sehr vielen anderen Bereichen
kompatibel. Also wahrscheinlich mehr als die meisten anderen Tätigkeiten.
Weil wenn du Kunst machst, bist du automatisch an Produktionsprozesse
angedockt, dann mußt dich damit auseinandersetzen, was in einer
Gesellschaft passiert, das ist ja eine Tätigkeit, die eine große
Bibliothek voraussetzt. (23:07) Aber diese Möglichkeit der Kompatibilität sollte
man nie zum Programm machen. Also ich denke es ist gut wenn Kunstschulen auf
Kunst fokussieren, und die Möglichkeit in andere Bereiche zu gehen
ist eben ein netter Nebeneffekt. Aber deswegen von vornherein schon
irgendwie Fernsehgrafik zu machen oder was weiß ich -
Marlene
(23:38)
- scheint aber in die Richtung zu gehen,
oder?
Peter:
(23:40)
Ja, halte ich aber für einen
Fehler, das programmatische. Ich glaube, daß die
Spezialisierung eigentlich eine gut ist, und die ist sowieso relativ, weil die Tätigkeit
von vornherein an so viele andere Bereiche andockt.
M
(23:28)
Ich sehe das Problem in der Verwertbarkeit,
also, daß es so ganz klar verwertbar sein muß alles, was man da
mitbekommt und lernt an Praxis und Denkrichtungen. (24:09) Und das ist wieder
sowohl an Kunstschulen, also auch überhaupt universitär so, daß es nicht mehr unbedingt darum geht diese Zeit oder diesen Raum zu haben um diese eigenständigen
Positionen zu fördern, sondern, eher, daß man durch so eine
Maschinerie durchgeschleust wird, das und das und das mitbekommt, dann wieder
ausgespuckt wird und dann muß man mal schauen, wie man weiterkommt. (24:31)
Weil der Vorteil war früher, daß man auch Raum und Zeit bekam um diese
Entwicklung durchzumachen. Und das glaube ich nimmt ab. Und das ist ja auch
ein Druck, der von außen kommt.
Peter:
(24:48)
Raum und Zeit, um auch unter Umständen was
zu machen, was sinnlos ist. Das ist irgendwie akzeptiert worden.
Marlene:
(24:54)
Das ist natürlich
"out" mitlerweile.
Peter:
(24:57)
Und das ist ein Freiraum, den man nicht
aufgeben sollte.
Marlene:
(24:59)
Ich glaube, der wird aber jetzt aufgegeben.
Peter:
(25:02)
Deswegen sollte man - dagegen sein. (25:09)Das ist natürlich in allen
Bereichen, auf Ausbildungsebene ist es eben diese Möglichkeiten in
andere Bereiche mit richtigen Berufschancen gehen zu können,
Marlene:
(25:27)
- mit realistischen -
Peter:
(25:28)
- das kennt man ja von zu hause, die Annahmen
- und auf Museumsebene sind es eben die
Besucherzahlen, und im Fernsehen die Einschaltquoten. Es ist sozusagen immer der
selbe Mechanismus. Es ist problematisch, wenn das über alles
- wenn das für alle Bereiche zum Kriterium wird.
M:
(26:00)
Ja wobei da kommen schon so Argumente, das
wird unterstütz, gefördert von staatlicher Seite, die typischen Argumente,
man unterstützt, daß da sinnloses produziert wird.
P:
(26:12)
Ja aber der Zoo ist ja groß. Es
gibt ja dann Institutionen, wo Zigtausende durchgeschleust werden. Deswegen kann man
sich ja wieder zwei kleine leisten, die für Spezialpublikum
sind. Bei Büchern ist ja nichts dagegen zu sagen, wenn es Bestseller gibt und im Ragal
müssen dann eben aber auch die -eh- Impressionen aus Afrika stehen, oder König Übü ...
M:
(26:44)
Ich meine jemand von einer anderen Unversität würde jetzt
wahrscheinlich das gleiche sagen, "ich würde auch
lieber nur zu zwanzigst in einem Raum sitzen, anstatt zu fünfhundertst in einer
Vorlesung, und genauso eine Spezialbetreu bekommen, zum Beispiel in den
Naturwissenschaften oder gerade in der Kunstgeschichte. (27:00) Und da stellt sich
schon die Frage, ob das nicht gilt auf allen Ebenen der Bildung oder
Ausbildung oder an Lehre, daß man Leute unterstütz in ihrem Individualismus
auch -
P
(27:16)
Das gilt jetzt nahezu für alle Bereiche, wo du eine Ausbildung auf sehr hohem Niveau hast, daß es
kleine Einheiten sind, also im wissenschaftlichen Bereich - (27:36) Wir hatten immer relativ
viele Leute in der Klasse, wir hatten über 50 Leute, das
ist eine große Klasse, aber erstens war immer nur die Hälfte da, was auch ok
war,(27:49) und dadurch, daß man nicht großartig Platz zum malen brauchte, und das fast
alles vor den Bildschirmen (Computermonitoren) passiert ist, hat das
irgendwie auch ganz gut funktioniert und es gab keinen Grund die
Gruppe kleiner zu halten.
M:
(28:02)
es hätten sogar mehr
Platz -
P:
(28:06)
Ja, es ist halt auch vom Gespräch
anstrengend geworden, wenn mehr als zwanzig Leute an einem Tisch sitzen, dann
ist das eine andere Gesprächsituation. Aber
das waren die Kriterien warum das so groß war.
M:
(28:24)
Und dann gab es das andere Extrem, Franz
Graf, wo - wieviele Studierende waren da?
P:
(28:29)
Ich glaube der Franz hat zwischendurch über hundert
gehabt.
M:
(28:32)
Das hat ja auch funktioniert an und für sich -
P:
(28:34)
Das hat funktioniert, weil das eine gänzlich
andere Vorgangsweise war, ja. (28:39) Die Qualität vom Franz war ja
auch, daß da Leute einen Platz hatten, die sonst nirgendwo - wo es nirgendwo sonst
eine Nische gegeben hat. (28:53) Das war ja die große Qualität vom
Franz.
M:
(28:57)
Das ist ja etwas, was immer wieder bei dir
gekommen ist, dieses Nischen finden oder Nischen suchen oder?
P:
(29:05)
Ja, aber das hängt damit zusammen
herauszukriegen, wo man sich befindet, oder was man für ein Umfeld braucht
um was machen zu können.
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