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Können
Sie mir etwas über aktuelle
Prinzipien für
universitäre
Ausbildungen in der
modernen Gesellschaft erzählen?
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PW: Meinen Sie
jetzt Universitäten oder Kunsthochschulen?
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Eher
allgemein!
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Auf den
Universitäten ist ursprünglich der Trend gewesen eine Bildung zu machen,
Bildung zu unterrichten und Forschung. Bei dem
Wort Ausbildung geht es schon darum, dass Bildung unter dem Gesicht der
Anwendung betrachtet wird. Die
Tendenz ist fortschreitend dass das Wort Bildung, Wissen, Kompetenz,
Expertise...was wichtig ist Expertise,
Fachwissen , dass das durch den gesellschaftlichen Druck immer mehr zu einem Anwendungsbereich
wird. Die Tendenz ist von Bildung
zur Ausbildung, von der Mathematik zur Industriemathematik , wie
kann die Mathematik, die eigentlich eine Orchideenforschung ist, ein Luxus,
eine freie Übung des Geistes, wo man eine große Architektur der Zahl
aufbaut, aber von der man noch nicht weiß, können diese
mathematischen Architekturen auch angewendet werden, weil heute der Trend sehr
stark ist , es zur Anwendung zu bringen.
Das geht sogar soweit, dass das was sich Europa selbst verordnet hat,
nämlich das berühmte Bolognaprogramm, ein Beschluss der
europäischen Kultur- und Erziehungsminister, das Studium zu staffeln, das
die Leute schon nach ein, zwei Jahren einen
Grad haben Bachelor
und dann Magister, die Verschulung, die Staffelung der Titel hat das Ziel in kürzerer Zeit
mehr auszubilden und das geht klarerweise auf Kosten von Kompetenz, Expertise
und Tiefe des Wissens. Die Vorherrschaft
die Europa Jahrhunderte hatte
in dieser Welt, war eben das
Wissen und dieses Grundaxiom der Vorherrschaft, das von
Universitäten kam dh. Die
Universitäten sind der
wichtigste Motor gewesen der
europäischen Expansion der
europäischen Grandeur, das wird jetzt sozusagen abgebaut. Mir soll
kein einziger Politiker erzählen, er wäre an Bildung interessiert,
sondern es ist niemand mehr an Bildung interessiert, auch nicht einmal an
Ausbildung, denn auch die Bedingungen
für Ausbildung sind so, dass die
meisten Leute die an den Toren
klopfen sind für die Firmen schwer zu verwenden weil sie eben zuwenig
können.
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Das
heißt dieser freie universitäre Geist der eigentlich stattfinden
sollte, wird beschränkt auf kapitalistische Strömungen?
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Verwertungsstrukturen
und langfristig passiert etwas Groteskes, dass das was man den
Universitäten wegnimmt nämlich die Freiheit der Lehre und die
Freiheit der Forschung indem man sagt
sie müssen so viele Studenten
in der und der Zeit ausbilden und
das ist das Wichtigste und nicht die
Freiheit der Lehre und die Freiheit der Forschung , das was man den
Universitäten faktisch en gros
wegnimmt, gibt man Ihnen en detail wieder zurück in dem man es dann nennt
Exzellenzkluster oder Eliteuniversität. Das heißt man zerstört 90% der
Universität und dann sagt man 10%
machen wir machen wir auf normale
Universität, was früher eine normale Universität war und nennen es aber heute Eliteuniversität. Der auf der
Eliteuniversität angestellt ist , kann dann sagen,“ ich muss nicht viele
Studenten unterrichten, ich kann einen gewissen Zeit meines Lebens dazu verwenden um zu forschen und akademische Lehre zu machen“ und nicht
nur Ausbildung von angewandten Wissenschaftlern. Das ist dann noch das zweite
Groteske dass das was normal gewesen wäre dann plötzlich in
kleinen Bereichen, Mikrobereichen zurückkommt als Elite
und Exzellenzkluster. Hier imitiert Europa auf eine unvorstellbar
tragische Weise amerikanische Systeme
und sieht nicht dass Amerika ganz
andere soziale und ökonomische Vorraussetzungen hat um Eliten zu bilden
,aber dass ein Grossteil der Bevölkerung Analphabeten sind. Das ist jetzt auch schon merkbar klarerweise ,
die Gewalt an den Schulen die wir haben
, die es früher nur in
Amerika gegeben hat, hat damit zu tun ,
dass das Bildungsniveau so gesunken ist , wenn junge Leute ,Schüler „
Scheisse “ sagen in Diskussionen, dann auch
deshalb weil sie gar keine
andere Sprache lernen oder wenn
sie sagen „ ich bin doch keine „
Schwuchtel ,dass ich Bücher lese!“. Dass die Gewalt an den Schulen steigt,
hat damit zu tun, dass das Bildungsniveau sinkt. Das sind Übernahmen aus
Amerika und Europa zerstört seine eigenen Wurzeln, indem es amerikanische
Systeme übernimmt und glaubt auch mit Amerika konkurrieren zu
können durch die Schaffung der Eliteuniversitäten,
sehen aber nicht, dass Europa davon gelebt hat
von dieser Hegemonie in den
Philosophien, der Wirtschaft und
anderen akademischen Disziplinen. Eben einen breiten Zugang zu machen auch
für die unterprivilegierten
Schichten und in Amerika war das so 80%
Analphabeten, deshalb auch soviel Gewalt in der amerikanischen
Gesellschaft und 20% oder 10% Elite.
Das ist doch kein Modell dem man folgen soll, das macht aber Europa gerade
jetzt. Es unterwirft sich komplett dem amerikanischen Erziehungsmodell.
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Haben Sie da
Lösungsvorschläge?
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Die einzige
Lösung wäre , dass man auf die Strasse geht und streikt, aber es gibt
noch zuwenig Arbeitslose. Der Stand der Arbeitslosen wird noch stärker
werden müssen, dann wird die
Gesellschaft die Wahl haben entweder rechtsradikale Parteien, die einen
Blödsinn versprechen zu wählen oder sie gehen auf die Strasse und
fordern die Rechte ein die Ihnen
zustehen.
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Sehen Sie die
gleiche Problematik auch an Kunsthochschulen?
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Die Kunsthochschulen
sind im Augenblick davon weniger beeinträchtigt, die haben noch die Lehre
verteidigt, die Freiheit der Lehre und der Forschung. Es ist aber klarerweise auch hier zunehmend die Tendenz zu verspüren, das auf den Weg zu bringen , dass durch die so genannte Ausgliederung und Privatisierungstendenzen.
Die Kunsthochschulen haben noch weil sie Künstler sind und
hauptsächlich Philosophen und Theoretiker die dort lehren, haben sie es
verstanden diese Tendenzen einigermaßen erfolgreich abzuwehren. Das
einzige , was man denen sagen müsste meiner Meinung nach, das ist meine
Vorstellung, das der
Überlebenskampf der auch
auf sie zukommt, durch vermehrte Evaluierungen und die entsprechenden Kriterien
der Evaluierung, wenn sie eben ihren Lehrplan, ihr Curriculum ausweiten
würden auf naturwissenschaftliche, technische Bereiche, das würde
glaube ich den Kunsthochschulen recht gut tun, das erstens die Schüler die
herauskommen fiter, wettbewerbsfähiger sind und eine Anstellung finden oder sich am
freien Markt als Künstler durchzusetzen und zweitens die Schule selbst
sich fiter hält und
wettbewerbsfähiger wird. Es wäre den Studenten gedient und der Schule
selbst gedient, wenn sie eben den Lehrplan auf naturwissenschaftliche
Fächer ausdehnen würde. Das steht noch aus. Das hat meiner Meinung
nach, damit zu tun, dass in dem Augenblick wo die Gesellschaft die
Universitäten nachlassen muss
jemand im Sinne der Demokratie, und ich
habe vorhin schon erwähnt , Bildungsabbau heißt auch Demokratieabbau
,wenn sie eben wissen, dass Robespierre die Enzyklopädie die Morgenröte der Revolution genannt hat, dann
weiß man Bildung ist die Morgenröte und die Sonne, von mir aus Bildung ist die Morgenröte der
Revolution aber die Sonne der Demokratie. Das ist mein Credo...wenn das
abgebaut wird, wird auch Demokratie abgebaut, darum ist die
demokratiepolitische Aufgabe von
Kunsthochschulen, möglichst wettbewerbsfähig zu bleiben auch für
den Studenten, damit sie im Stande sind durch ihre Kompetenz die Demokratie zu
verteidigen.
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Aber
würde das diesen Freiraum den vielleicht Kunsthochschulen, oder
Künstler die in Entwicklung sind
brauchen, einschränken?
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Nein, ich
würde sagen die Ausdehnung auf
naturwissenschaftliche Fächer würde den Freiraum noch vermehren. Das
man sagen kann es gibt da nicht experimentelle Kunst, es gibt da auch
experimentelle Mathematiker , es gibt dann auch Mathematik für
Künstler, Philosophie für Künstler , das müssen dann keine
Philosophen werden, keine Techniker , keine Mathematiker sondern erst als Künstler bringen sie diesen
Freiraum in die Disziplinen hinein .
Und können dort mehr Innovation und Experiment machen als die
Wissenschaftler selbst.
Man nennt das eben „ third culture „ , man hat die zwei Kulturen, die Geisteswissenschaften und die Naturwissenschaften
und dann gibt es die berühmte Kluft und eine Fusion der beiden wäre
dann eine third culture. Wenn man das
nicht macht und das haben wir schon was geschieht wenn man es nicht macht, die Kunsthochschulen betreiben dann eine
Fusion zwischen Unterhaltung und Kunst
oder Massenmedium und Kunst. Das heißt Kunst wird durch diese Fusion
von Unterhaltung und Kunst, wird sie
auf die Ebene der Unterhaltung heruntergezerrt und das ist jetzt schon der Fall
man hat Penisschauen im Fernsehen in der Talkshow und man hat Penisschauen in der Kunst. Man hat Sexualspiele im Fernsehen und
Sexualspiele in der Kunst auf dem gleichen Niveau.Und wenn man zulässt,
das sich der Geschmack der Massenmedien , der Geschmack der Unterhaltung und
der Geschmack der Kunst sich vereinigt dann erhebt sich die Unterhaltung und
nicht die Kunst. Es gibt ja das berühmte Beispiel: Sollen wir die
Flüsse erhöhen oder die Brücken senken , dann weiß jeder
die Flüsse erhöhen kann man nicht. Eines Tages wird die Gesellschaft
sagen wenn wir dieses Niveau der Unterhaltung erreicht haben, dann brauchen wir
die Kunst nicht mehr sondern sind alles Unterhaltungskünstler, insofern
kann der Freiraum der Kunst nur verteidigt werden wenn diese Fusion nicht
eingegangen wird sondern die Allianz mit den Wissenschaften suchen. Das
kann ich ihnen mit einem sehr guten
Beispiel erklären: Es gibt ein Forschungszentrum wo 3000 Leute arbeiten ,
von oben bis unten vom Staat finanziert , weil man eben den Respekt hat und
sagt das ist freie Forschung her wird geforscht. Es ist unvorstellbar dass es
Kunstzentren gäbe mit 3000 Mitarbeitern die vom Staat bezahlt werden, im
Gegenteil die Tendenz geht dahin, dass
die Studenten noch mehr bezahlen
müssen wie früher und dass die Universitäten geschlossen,
zusammengelegt, kleiner werden. Hier sehen sie real den Bedeutungsverlust den
die Kunst in der Gesellschaft hat , es würde nie ein Minister auf die Idee
kommen und sagen, wir schließen das Forschungszentrum aus dem und dem
Grund, das würden sie gar nicht zu denken wagen und es würde auch
kein Mensch wagen sie müssen populärer werden in ihrer Forschung, sie
müssen ihre Forschung so populär machen , dass es das Fernsehpublikum
versteht. Wir möchten dass sie dort Oralsex machen, damit sie ins
Fernsehen kommen...da wird man doch sagen ist der bescheuert? Hier sehen sie
schon faktisch die Respektlosigkeit, die sich die Kunst selbst eingehandelt hat
indem sie sich auf das Niveau der Massenmedien begeben hat, die schlägt
zurück. Die Kunst spielt sozial
keine Rolle mehr und das ist jetzt das Gegenbeispiel, bei Museen wird verlangt,
dass sie Besucher haben dh. Ein Museum dass 200,300,400.000 Besucher hat wird
von den Massenmedien und der Politik geliebt, aber vom Forschungszentrum
verlangt niemand dass es Besucher hat und dort Autobusse stehen dass man sagt
die tun ja wichtige Forschung machen hier, wir haben hier 3.000 Leute , wir
zahlen Milliarden von Euro pro Jahr in dieses Zentrum und da verlangt kein
Mensch Besuchermassen die das stürmen. Wieso verlangt man von der Kunst
diese Besucherrmassen? Weil man der
Kunst gar nichts mehr zutraut, die Kunst ist im Bewusstsein der Allgemeinheit schon so degradiert dass man
sagt, wir möchten faktisch wie in einem Bordell, wie in einer Peepshow und wie beim Massenfernsehen wo auch die Quote
zählt, dh. die Kunst wird gemessen nach den Quoten gezählt wie das
Massenfernsehen weil die Kunst schon
auf dem Niveau angekommen ist. Diese Entmachtung der Kunst ist selbstverschuldet, weil sie die Fusion
eingegangen ist daher darf man sich nicht wundern das man sagt man verlangt von
euch 200.000 Besucher/ Autobusse und von der Forschung nicht. Also wenn sich
die Kunst davon befreien möchte muss sie eben in diese Richtung gehen von
echter Forschung und Experiment auch im Bereich der Naturwissenschaften, dann
bekommen sie die Freiheit und Autonomie zurück, die eigentlich nicht mehr
hat, weil sie schon lange wie das
Fernsehen unter Quotendruck steht.
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Das fällt
mir natürlich auch hier auf , sie sind ja Leiter des ZKM, in so
Kleinigkeiten wie das Logo zu verändern ,dass man es eben als Publikum
besser versteht, oder man muss Ausstellungen machen in Räumen, die
vielleicht mehr Leute bringen . Wie
stellen sie Sich das vor wie das hier im ZKM weitergeht?
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Na ja, wir
erwerben ja sehr viel Archive, von den Künstlern und Institutionen, damit
man hier Material sammelt, dass dann der Forschung zugeführt werden
kann. Und die Forschung soll dann so
ausschauen, dass ist meine Hoffnung, mein Traum, meine Vision, dass dann eben
soviel Material gesammelt wird, man muss ja hier in Jahrhunderten denken, der
Prado und der Louvre das sind ja alles Jahrhunderte, ich möchte eben ein
Prado, ein Louvre des Medienzeitalters aus dem ZKM machen, das man in ein zwei
Jahrhunderten dankbar ist und sagt hier ist alles gesammelt worden, sowohl
technisch, softwaremäßig, hardwaremäßig,
Kunstwerke,Installationen,Begleitmaterial,Pläne,Bücher,Schriften,Dokumente,
das man eben im Stande ist dieses
Zeitalter zu rekonstruieren, wie das eben auch möglich ist durch die
Malerei in ethnografischen Museen und Kunstmuseen.
Und das man
aus dem Material, das hier gesammelt ist die Epoche, die Jahrhunderte
rekonstruieren kann und man auch weiß so und so müssen die
Ausstellungen gemacht werden natürlich begleitet von entsprechenden
audio-visuellen DVD- Publikationen. In meinen Augen ist die Kunstgeschichte des
zwanzigsten Jahrhunderts vollkommen falsch geschrieben , weil nämlich das
einzige Medium für die Kunstgeschichte bis jetzt Bücher waren,
dadurch gibt es einen Überhang von fotografischer Abbildbarkeit, alles
andere was in Bewegung ist der Film oder die Musik ist in Büchern nicht
abbildbar .Dadurch sind viele Künstler gar nicht in die Bücher
gekommen, aber wenn wir nun die Dvd haben und andere Multimedien und auch so
genannte Multiplayermedien, dann könne Randfiguren wie Thomas Wilfred etc.
die Maler, Schriftsteller,
Dichter, Filmer waren die habe dann in
der Dvd ihr Medium. Die Kunstgeschichte die bisher mit Büchern geschrieben
wurde wird in Zukunft mit Dvd´s geschrieben . Und diese Kunstgeschichte
wrid aufgrund des Trägermediums anders aussehen als die vorherige und darum möchte ich sagen, was weiss
ich 100 Dvd´s für 100 Jahre 20. Jahrhundert das wäre eine Aufgabe, die man nur
machen kann wenn man die entsprechenden Archive schon hat oder wenn man
weiß was andere Archive haben. So kann man eben die Bildung, die Freiheit
und die Forschung der Kunst verteidigen. Ganz einfach.
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Man muss einen
Deal eingehen, dass Geld reinkommt das aber dann umgewertet wird für den
Archivgedanken. Jetzt kommen wir noch mal zu der Lehre....
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Archiv
heißt faktisch, sie kennen den Begriff Utopie und sie wissen auch das
seit 1970 die Kritik der Utopie
begonnen hat, durch Foucault und andere
, Foucault hat den Begriff eingeführt Heterotopie dh faktisch wie ein
Schiff. Utopie hat den Nachteil, dass es irgendwo ist irgendwann also nicht von
dieser Welt und man kann immer sagen
das ist ein utopischer Gedanke ,dh das
Wort heißt ein Gedanke der nicht realisierbar ist, dh Utopie wird
heute abwertend benützt, nicht machbar. Dadurch möchte ich sagen ich
möchte utopische Gedanken haben die hier und jetzt machbar sind und
dafür hat sich der Begriff Heterotopie eingebürgert, im
Gegensatz zu Dystopie oder Atopie also
Negation oder Zerstörung von Zukunft und Heterotopie ist ein Ort in dieser
Welt wo andere Gesetze gelten. Und ein
Archiv ist für mich ein solcher Ort. Dort können die Gesetze des
Kapitals und der Welt noch anders gemacht werden, da kann man noch gegen die
Zeit arbeiten, für die Zukunft und für die Vergangenheit.
Ein
Ort des Widerstandes in der Tat ist das Archiv, wenn man es richtig macht.Das man etwas archiviert was
normalerweise weggeschlossen wird, weggeschmißen, verworfen wird vom
Zeitgeist.
-Nochmal
zur Lehre, in welchem proportionalen Verhältnis sehen sie theoretische und
praktische Grundlagen die gelehrt werden sollen?
Meiner
Auffassung nach lebt die Neuzeit nach dem Motto Theorie vor Erfahrung. Das
heißt wenn man heute der modernen Kunst vorwirft in vielen. vielen
Büchern und von vielen Seiten ihre Theorie -und Kommentarbedürftigkeit,
das man sagt ja ich verstehe das Kunstwerk nicht außer es wird mir
erklärt, warum musst du so viele Bücher schrieben damit man die
moderne Kunst versteht, wieso kann ich icht aufgrund meiner Anschauung mich vor
das Bild stellen und es verstehen. Diese Theorie- und
Kommentarbedürftigkeit ist ein Axiom der Neuzeit, sie verstehen auch keine
mathematische Formel, keine Chemie, keine
Physik ,wenn sie nicht die Vorrausetzungen haben. Das hieße
faktisch von der Kunst, wenn ich verlange sie sei nicht theorie- und
kommentarbedürftig, dann will ich eine Kunst haben vor dem achtzehnten
Jahrhundert. Dann schieße ich sie zurück in eine Zeit und
deklassiere sie, daraus ergibt sich ja Theorie und Praxis müssen
gleichwertig behandelt werden. Man kann klarerweise ohne Experiment dh. ohne
Erfahrung keine Theorie entwickeln, aber die Theorie hat wiederum etwas
vorraus, dass sie etwas fordert was noch nicht erkennbar ist in der
Wirklichkeit. Die Theorie ist die berühmte Karotte vor dem Esel, die dich
mitzieht, man muss die Erfahrung überschreiten, weil wenn ich nur die
Erfahrung wiederhole gibt es keine Innovation, keinen Fortschritt. Ich brauche
Erfahrung um Daten zu haben mit denen
ich neue Theorien bilden kann, mit neuen Theorien kann ich wieder nach Entsprechungen
in der Wirklichkeit suchen und durch
Experimente entdecken was die Wirklichkeit noch in Latenz in sich verborgen
hält. Es muss also beides da sein. Die meisten Schulen sind so dass das
Praktische überwiegt und eine Theoriephobie herrscht, das Ideal ist klarerweise die Verknüpfung und in Wirklichkeit war das in der
Renaissance auch immer da. Die großen Renaissancemaler waren ja auch
Wissenschaftler auf der Höhe ihrer Zeit
, die machten Lehrbücher
zur Geometrie usw.
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Das eine kommt
dem Geniegedanken gleich ,der veraltet ist ...
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Der immer eine
Lüge gewesen ist. Das ist eine schwierige philosophische Konstruktion
gewesen mit der Kant und Konsorten den Unterschied zwischen Kunst und Natur
erklären wollten, aber aufgrund ihrer Philosophie nicht konnten. Sie
konnten noch nicht denken, das Kunst Künstlichkeit ist, sie mussten das
Wort Kunst in den Horizont der Natur stellen. Aber damit sich die Kunst von der
Natur unterscheidet, darf sie nicht aussehen wie Natur ,
sonst wäre es ja wieder Natur.Deshalb haben sie gesagt, sie muss
zwar dem Plan der Natur folgen , aber
nicht aussehen wie Natur.Aber Kunst ohne Natur geht gar nicht deshalb haben sie
gesagt, die Natur ist die Kunst Gottes, in der Natur verbirgt sich der Plan
Gottes und der Schlüssel liegt bei Gott, und dann ist die Kunst die Natur des Menschen man hat den
Geniebegriff gebraucht als hypothetische Brücke, sowie man in der Physik
um gewisse Phänomene erklären zu können den Äther brauchte,
wie gelangt eine Ursache zu welcher Wirkung, wie kann Schall überragen
werden usw. also muss es einen Äther geben, das war ein Theoriedefizit.
Genauso wie kann ich aus Natur Kultur machen, in diesem Kontext muss ich den
Geniebegriff entwickeln, das hat Kant
ja getan, weil das Genie kann das dann, weil er ist Natur , aus ihm spricht
Natur, also macht er Kunst ,aber weil er von höchster Natur ist, ist er
aber doch wiederum auf verborgene Weise Natur.
Der
Geniebegrif ist ein theorietisches
Defizit eine Fehlkonstruktion wie der Ätherbegriff hat aber überlebt.
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In vielen
Kunstakademien sind man es ja immer noch ohne die Vergangenheit zu beachten
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Es gibt ein
einziges System das den Geniebegriff möchte das ist der Markt, der will
das Original und so kommt es auch zu dem wunderbaren Begriff Originalgenie. Das
Genie braucht man um ein Kunstwerk zum Original zu machen. In der paradoxen
Wortschöpfung Originalgenie sieht man die Interessen des Marktes, der
Kunstmarkt braucht Genies damit sie den Wert der Ware als Original
bestätigen können.Nur dieses Individuum kann diese Werk machen, nur
das legitimiert diese phantastischen Preise , die unbegründbar sind.
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Ist ein
Künstler der sich verkaufen kann besser als einer der sich nicht verkaufen
kann?
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Das ist die
Zukunft. Andy Warhol hat gesagt
„business art is the best art „ Geschäftskunst ist die beste Kunst, das
hat damit zu tun , ich habe das selbst
als Künstler erfahren, ich habe eine Ausstellung gemacht in Galerie
Nächst St. Stephan (Wien) und hatte keine Kritiken, damit war ich an
der Grenze ob ich überhaupt noch eine zweite Ausstellung bekomme, weil ich habe gelernt, die Öffentlichkeit der Galerie ist gar keine Öffentlichkeit, die Öffentlichkeit ist
Medienraum, jetzt musst du als Künstler schauen wie kann ich zu einer
Besprechung kommen dh man muss Skandale, Spektakel machen, weil
sonst kommt es zu keiner Besprechung. Also hab ich gesehen über dem
Medienraum der Galerie erhebt sich der Medienraum, dann hab ich zwei, dreimal
Besprechungen gehabt, aber keine Verkäufe, dann hat die Galerie wieder
gesagt, wir werden nie mehr mit ihnen eine Ausstellung machen, weil sie
verkaufen ja nichts, so hab ich gesehen, es gibt den sogenannten
öffentlichen Raum, darüber ist der Medienraum, aber über den
Medienraum ist der Markt, das ist der wichtigste öffentliche Raum. Wenn
man dort verkauft, wird man als Künstler akzeptiert, deshalb versteh ich
jüngere Künstler die sagen, ich möchte direkt in den Markt, weil
das der entscheidende öffentliche Raum ist. Der Preis den man dabei
bezahlen muss, ist klarerweise der , dass man seine eigenen Ansprüche
eformiert, man sagt dann nicht mehr was finde ich gut, was
möchte ich machen sondern, was findet mein Käufer gut, was
möchte der Markt von mir erwarten. Der Markt hemmt die Entwicklung der
Kunst , es wiederholt sich sehr stark, dann macht jeder Künstler eine Art
Signatur die er gefunden hat und macht
zwanzig – 100 Jahre dasselbe. Wenn Arnulf Rainer gesehen hat eine
Übermalung das wird gekauft und der Markt möchte immer wieder eine Übermalung,
konnte es sich nicht weiterentwickeln und er musste übermalen, übermalen, übermalen. Und so muss
sich halt jeder selbst imitieren von
Picasso bis Bacon und kann sich nicht entwickeln, damit der Markt immer die
gleiche Ware bekommt, die sich einmal durchgesetzt hat. Das ist gut für
die Künstler, damit er reich und berühmt wird, aber es ist in den
wenigsten Fällen gut für die Kunst. Also traurig das klingt
Erfolgsverzicht, kann die Voraussetzung sein, das man gute Kunst macht in
diesem Kontext aber. Ich selbst als Lehrer überlasse diese Entscheidung
immer dem Studenten selbst. Ich selbst habe eine Lehre, die ist sicherlich ,
behaupte ich mal die erfolgreichste von ganz Österreich, weil die meisten
erfolgreichen Künstler kommen aus meinem Unterricht, viele die heute
Professoren sind haben bei mir gelernt, aber ich mache eben eines, die
Entscheidung ob er zum Fernsehen geht als angewandter Experte oder er freier
Künstler wird , überlasse ich ihm .Ich lerne nur das Handwerk, die
Entscheidung ob er sich mit diesem Handwerk dann opfert und Kunst macht auch
gegen die Widerstände des Marktes ist seine Entscheidung. Aber ich kann
ihm ja die Spielregeln ja aufzeigen du die Spielregeln heißt,
beispielsweise wenn ein Kritiker zu Dir kommt und ein Galerist, und Du kannst
reden ist das schlecht, weil dann
schüchterst Du den Galeristen und Kritiker ein, die werden sagen der kennt
sich ja selber aus der braucht mich gar nicht. Deshalb empfehle ich jedem der
erfolgreicher Künstler werden möchte zu lallen, vor sich hinzuschauen
und einen ausdrucksfähigen Idioten zu imitieren, das macht ihn
sympathisch, da werden sie sagen, der arme Künstler, der braucht meine
Hilfe, den fördere ich, nur durch mich kann er Künstler werden. Das übe ich meinen Studenten ein , wie
sie vor sich hinjammern und säuseln
und das üben sie mit mir, und dann haben sie erfolgreiche
Geschäftsgespräche und es
funktioniert.
Viele
Künstler haben gelernt, das es so geht und verstecken dann ihre
Intelligenz und ihre Fähigkeiten, damit sie erfolgreich am Ball bleiben. Das ist ein Preis den ich ihnen bezahlen
möchte, dass er ständig seine Intelligenz versteckt, aber viele
machen das so mit Erfolg. Die Hauptfrage haben sie mir noch gar nicht gestellt:
Kann man Kunst lehren und kann man Kunst lernen?
-Die hab ich
übersprungen diese Frage!
Man macht
ja Schulen weil man davon ausgeht,
dass die einen lehren und die anderen lernen können.Da gibt es mehrere
Möglichkeiten, dass man sagt , man kann alles allen lehren und dann gibt
es die sagen, man kann niemand irgendetwas lehren dann; alle können alles lernen oder niemand kann etwas lernen, das
sind die 4 Möglichkeiten die wir haben, und ich würde sagen: Man kann
Kunst lehren, aber ob es jemand lernt
ist dann jedem Individuum überlassen. Man kann das Lernen nicht erzwingen!
Man kann Kunst lehren, man kann Mathematik lehren, man kann Physik
lehren...aber ob es gelernt wird und in welchem maße muss jedes
Individuum selbst wissen. Es gibt, bestimmte Begabungen vorausgesetzt , zwei
Motoren : man muss Kunst lieben, dann beißt
man sich hinein und was genau so gut ist, man kann Kunst hassen, und wenn ich
einen Künstler hasse, dann muss ich auch lernen, warum hasse ich das so,
und dann lerne ich auch seine geheimen Mechanismen, dann lerne ich die Regeln
der Uhr kennen, nach der er tickt, aus dem und dem Grund hasse ich den
Künstler oder aus dem und dem Grund liebe ich den Künstler. Das sind
beides gute Motoren wie man etwas lernt.
Aber ob jemand die Leidenschaft aufbringt zu lernen, zu lieben und zu
hassen, muss man jedem selbst überlassen. Aber wenn man es mal aufbringt,
dann kann man Kunst lehren.
- Vielen Dank
für das Gespräch!
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